Von Literatur inspirierte Kunstwerke
Starke Gefühle: In der Galerie Arauco zeigt Rudolf Sittner in Bilder umgesetzte Gedichte
Der in Cottbus lebende Künstler Rudolf Sittner zeigt in der Galerie Arauco seine Bilder zu Gedichten von weltberühmten deutschen und lateinamerikanischen Autoren.
Für den 67-jährigen Sittner ist die Kunst kein emotionsloses Ringen mit der Form, sondern Ausdruck von Sorge, Sehnsucht und Schmerz, von Liebe, Lust und Leidenschaft. Solche starken Gefühle findet er in den Werken von Hölderlin und Gottfried August Bürger, von Pablo Neruda, Victor Jara, Miguel Angel Asturias und Gabriela Mistral.
Rudolf Sittner gelingt es einerseits, die Mehrdeutigkeit der dichterischen Metaphern seiner Lieblingsautoren in die ein Geflecht aus figürlichen, abstrakten und halbabstrakten Bild-Zeichen umzusetzen.
Grafische Melodik
Andererseits verwandelt er auch die in seine detailreichen Arbeiten eingefügten Texte in Schrift-Bilder. So wie das gelesene Wort zum Klang, zur Musik werden kann, entfaltet der von Sittner geschriebene Vers eine Art grafische Melodik, eine in sich geschlossene, nach Gefühlswerten geordnete Folge von zeichnerischen Symbolen.
Sittner verbindet die ins Grafische übersetzte Sprachmelodie mit einer sehr weit ausgelegten Darstellung der Gedichtinhalte. Dabei entsteht eine beeindruckende und ganz individuelle Bildpoesie. Der Künstler beschränkt seine bildnerischen Annäherungen klugerweise auf Verse von Autoren, in deren Welt er sich wirklich einzufühlen vermag. Besonders wahlverwandt sind ihm offenbar die bedeutenden chilenischen Dichter des 20. Jahrhunderts.
Die Kultur des lateinamerikanischen Landes entdeckte der ostdeutsche Künstler in den 70er Jahren, als viele Chilenen vor der Militärdiktatur in ihrer Heimat in die damalige DDR flohen.
In den Gedichten der chilenischen Nobelpreisträger Mistral und Neruda fand Sittner eine Mischung aus glühender Leidenschaft und glasklarer Intellektualität, die in der neueren deutschsprachigen Literatur so selten ist.