Farbsatte Bilder aus dem kleinbürgerlichen Leben
Charmante Leichtigkeit trifft augenzwinkernde Ironie: Henrique Lemes zeigt humorvolle Holzschnitte bei „Arauco“
Charmante Leichtigkeit trifft augenzwinkernde Ironie: Henrique Lemes zeigt humorvolle Holzschnitte bei „Arauco“
Der seit zwei Jahrzehnten in Bremen lebende brasilianische Künstler Henrique Lemes zeigt derzeit seine technisch brillanten und inhaltlich humorvollen Holzschnitte in der Galerie Arauco am Trödelmarkt.
Obwohl Lemes aus einem für uns reichlich exotischen Land kommt, spekuliert er beim Machen seiner in erster Linie für den deutschen Markt bestimmten Kunst keineswegs mit dem Reiz des Fremdländischen. Vielmehr erzählen seine Grafiken kleine fröhliche Alltags- und Allerweltsgeschichten.In der farbsatten Bild-Welt des Künstlers führen offenbar alle Menschen ein geruhsames kleinbürgerliches Leben.Wohlgenährte Damen in bunten Kleidern und ihre ebenfalls rundlichen Katzen ruhen in stiller Eintracht auf üppig gepolsterten Sofas, junge Frauen und Männer verbringen beschauliche Nachmittage im Kaffeehaus. Allenfalls werden manchmal harmlose Missgeschicke thematisiert. So etwa der Wolkenbruch, der die Hausfrau beim Einkaufen überrascht hat, oder der Vogel, der die eben frisch gewaschene und zum Trocknen im Freien aufgehängte Wäsche verschmutzt. Ein Scherzlein am Rande ist das Bild von einem Mann, in dessen geschlossenem Regenschirm ein Fisch zappelt.Das alles wird von Lemes aber keinesfalls brav und hausbacken, sondern stets mit expressivem Schmiss, charmanter Leichtigkeit und augenzwinkernder Ironie dargestellt. Was sogar für drei in die Ausstellung aufgenommene ernsthafte Auftragsarbeiten gilt. Bestellt von einem Bremer Import-Unternehmen veranschaulichen die betreffenden Monumental-Grafiken die harte Arbeit auf den Tee-, Kakao- und Baumwollplantagen in der alten Heimat des Künstlers. Henrique Lemes schafft es tatsächlich, der gezeigten Schufterei von Mensch und (Last-)Tier einen quasi festlichen Glanz zu verleihen.Auch die Machart seiner Grafiken ist von einer scheinbaren Mühelosigkeit, hinter der jedoch jahrelanges zähes Arbeiten und Experimentieren steckt. Jedes der ausgestellten Bilder ist von mindestens zwei massiven Holzplatten gedruckt. Die erste Platte, in die der Künstler das vorgezeichnete Motiv in groben Umrissen schneidet, wird in ölig-sattem Blauschwarz eingefärbt und abgezogen. Darüber legt Lemes in mehreren Arbeitsgängen und mittels mindestens einer weiteren geschnittenen Holztafel die helleren Binnenstrukturen. Dieser raffiniert mehrschichtige Bildaufbau lässt die grafischen Blätter durchweg weit malerischer und plastischer wirken als herkömmliche Holzschnitte.
Arauco, Trödelmarkt 13: Henrique Lemes/Farbholzschnitte.
Bis 8. März 2014, Mo.–Mi. 11–13 und 14–18, Do.-Fr. bis 19, Sa. 11–16 Uhr
Nürnberger Nachrichten - Kultur und Freizeit