Drehbücher für ein Stummfilmkino im Kopf
Befremdlich und faszinierend: Ausstellung bei Arauco
Auf dem Trödelmarkt lenken zurzeit zwei überlebensgroße Holzskulpturen von Jürgen Braun die Blicke auf sich: Auf dem Platz meditiert ein Mann, während auf der Terrasse der Galerie Arauco eine Frau in die Ferne schaut. Vor allem nachts sorgt die beleuchtete Holzgitterstruktur der Figuren für wunderliche Schatten-Effekte.
Die Skulpturen gehören wie die aktuelle Arauco-Ausstellung zum deutsch-brasilianischen Kulturaustausch des Vereins Ponte Cultura, der - wie berichtet - im Herbst eine Reihe von Ausstellungen unter dem Motto "Zeitlupe" in Nürnberg organisiert hat. Eine treibende Kraft des Projekts ist der aus São Paulo stammende Künstler Siegbert Franklin, der in der Sebalduskirche die Installation "kinder" und im Haus eckstein Bilder zum Thema "Familienbande" zeigt.
Bei Arauco ist Franklin seit Jahren eine Art Stammgast; jetzt hat er das Haus in ein "Stummfilmkino" verwandelt. "Für mich ist Malerei wie das Abspulen von Stummfilmen, in denen Landschaften und Figuren im Spiel von Schatten und Farbe den unbewussten Augenblick festhalten", sagt er. "Cinema mudo" ist der Titel der sehenswerten Ausstellung, die bis 28. Januar wieder überraschende Facetten Franklins neuester Arbeiten zeigt. Der 1957 geborene Künstler bewegt sich von der abstrakten Malerei wieder hin zu figürlichen Zeichnungen.
Oft lässt er sich bei diesen bunt colorierten Bildern von europäischen Märchen, aber auch von Comics inspirieren. Gerne verwendet er Collagetechniken. Und bei seinen farbkräftigen Acryl-Malereien arbeitet er Schriften und Buchseiten auf faszinierende Weise ein. Es könnten Drehbücher sein für das Stummfilmkino im Kopf.
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