Dichtes Gewimmel
Rudolf Sittner und sein Blick auf Lateinamerika
Die ganz andere Welt Lateinamerikas hat der ostdeutsche Maler Rudolf Sittner vor rund einem Jahrzehnt für sich entdeckt. Was er auf Reisen durch Chile und Mexiko gesehen, empfunden, gehört und gelesen hat, verdichtete er im heimischen Cottbus zu symbolträchtigen Erinnerungstafeln. Die Galerie Arauco zeigt nun bis zum 18. November eine schöne Auswahl jener ungewöhnlich analytischen Aufarbeitungen einer Erfahrung, die anfänglich wohl tatsächlich ein "Kulturschock" war (Trödelmarkt 13, Mo.—Mi. 11—13 und 14—18 Uhr, Do./Fr. bis 19 Uhr, Sa. 11—16 Uhr).
Von der Niederlausitz nicht nur geografisch ziemlich weit entfernt erwiesen sich Länder, in denen ständig Extreme aufeinander treffen: Armut und Reichtum, Gletscher und Vulkane, Wüsten und Tropenwälder, glanzvolle Geschichte und trostlose Gegenwart, Lebensfreude und Pessimismus.
Der Maler hat versucht, all das in seinen Bildern aufscheinen zu lassen. Dazu bedient er sich einer Reihe malerischer und grafischer Kürzel. Einige davon sind weitgehend abstrakt-ornamental, andere rudimentär gegenständlich oder figürlich. Jedes Sittner-Bild ist ein dichtes Gewimmel aus diesen chiffrierten Detail-Informationen. Die Aufgabe des Betrachters ist es, die darin enthaltene Gesamt-Botschaft zu entschlüsseln.
Was durchaus spannend ist, wenn sich auf wenigen Zentimetern die Architekturen von spanischen Barockkirchen und aztekischen Kultpyramiden überlagern, wenn sich Ströme von Blut und Lava, Gold und Sand vermischen, wenn sich das Auge einen Pfad schlagen muss durch ein Farben- und Liniengeflecht, das Wurzeln, Äste, Blüten und Blätter andeuten könnte, aber ebenso gut eine Ansammlung von menschlichen Gliedmaßen, oder eine Zusammenkunft von Menschen mit langen Haaren und Kronen aus bunten Vogelfedern.